Fragen zu
diesem Thema?

Vorsicht,
wenn sie kratzt und beisst

Vergleichbar der dornenbewehrten Rose ist unsere schmeichelnde Schmusekatze ein ambivalentes Wesen, - lieb, aber auch äußerst wehrhaft, wenn sie sich bedrängt fühlt. In ihren samtweichen Pfötchen trägt sie 18 messerscharfe Krallen, und ihr freundlich schnurrendes Schnäuzchen enthält ein nadelspitzes Raubtiergebiß. Normalerweise gebraucht die Katze ihre Krallen und Zähne zu friedlichen, alltäglichen Verrichtungen wie Körperpflege, Nahrungsaufnahme, Klettern, Spielen, Festhalten. Unversehens aber können die nützlichen Werkzeuge zu gefährlichen Waffen werden, deren Wirkung nicht unterschätzt werden sollte. Dabei ist es weniger die Verletzung an sich als vielmehr die nachfolgende Infektion, welche zu ernsten Problemen führen kann.

Tetanus-Schutzimpfung erforderlich
Oberflächliche Kratzer, die beim Spiel entstehen, sind in der Regel harmlos. Geht die Hautverletzung tiefer, genügt es meistens, die Stelle mit Wasser und Seife zu reinigen. Allenfalls gibt man noch etwas antibiotische Salbe darauf, und alles ist spätestens nach drei Tagen vergessen, - es sei denn, man ist nicht gegen Tetanus geimpft! Die Tetanus-Infektion (Wundstarrkrampf) entsteht durch Hautabschürfungen in Verbindung mit Verunreinigung durch den Erreger, der ziemlich häufig vorkommt. Schon bei kleinen Unfällen oder sogar bei der Gartenarbeit kann man sich infizieren. Da Wundstarrkrampf lebensgefährlich ist, lassen sich Hobbygärtner und Tierhalter grundsätzlich gegen Tetanus schutzimpfen. Die Tetanusimpfung besteht aus drei Grundimmunisierungen und späteren Wiederholungsimpfungen im Abstand von mehreren Jahren. Liegt im Verletzungsfalle die letzte Tetanusimpfung mehr als 10 Jahre zurück, so ist innerhalb von 48 Stunden eine Wiederhoholungsimpfung angezeigt. Auch eine sofortige Erstimpfung bietet Schutz vor Wundstarrkrampf.

Blutvergiftung droht
Hat die Katze nicht gekratzt, sondern zugebissen, kann die Sache trotz Tetanusspritze ernst werden. Zwar passiert es fast nie, dass eine Katze beißt, aber bei plötzlichem Schreck, in extremen Angstsituationen oder bei Panik kann es blitzschnell gehen. Selten bleiben Katzenbisse folgenlos. Beispiele beweisen das immer wieder. Da war zum Beispiel Frau P., die in ihrem Garten eine herrenlose Katze entdeckt hatte. Die hatte sich unter einem Busch verkrochen und litt offenbar an Schmerzen, wohl von einer Unfallverletzung - vielleicht durch ein Auto. Aus Mitleid und Verantwortungsgefühl fing Frau P. die verängstigte Katze mit bloßen Händen ein, Kratzer und Bisse nicht achtend. Sie brachte die Katze zum Tierarzt, und der hatte nun zwei Patientinnen vor sich: die Katze mit gebrochenem Hinterlauf und Frau P. mit einem mittlerweile dick angeschwollenen Daumen. Als Veterinär konnte er natürlich nicht Frau P. behandeln. Er riet ihr, sich sofort zur nächsten Ambulanz zu begeben, was Frau P. jedoch bei "der Bagatelle" für reichlich übertrieben hielt. Frau P. irrte. In der Nacht bekam sie Fieber, am nächsten Morgen entdeckte sie rote Streifen an ihrem Arm. Sie hatte Schmerzen. Sie begab sich jetzt doch ins Krankenhaus, und da musste sie eine ganze Weile bleiben, denn sie hatte bereits eine Blutvergiftung! Ein Sonderfall? Keineswegs, - eher typisch! Die meisten Katzenbisse gehen in die Hand und werden von Laien fast immer unterschätzt, weil sie zuerst kaum wehtun. Da der Mund der Katze nicht groß ist, besteht die Bisswunde meist nur aus wenigen kleinen, runden Löchern, die oft nicht einmal richtig bluten. Tatsächlich sind es weniger die Verletzungen des Gewebes, die die Probleme mit sich bringen, sondern die nachfolgende Infektion. Ob der Biss von einem zerzausten Streuner oder von einer bestgepflegten Rassekatze herrührt, ist ziemlich unerheblich. So gut wie immer zieht ein Katzenbiss innerhalb weniger Stunden eine schwere Infektion nach sich, wenn man nicht sofort etwas unternimmt. Das kommt daher, dass sich im Munde der Katze Bakterien befinden, die im Gewebe des Menschen nichts zu suchen haben. Die bedeutsamste Bakterie ist Pasteurella Inach Louis Pasteur, französischer Mikrobiologe). Pasteurella befindet sich im Munde von 70-90% aller Katzen und ist die eigentliche Ursache der binnen weniger Stunden eintretenden Lymphangitis (Blutvergiftung). Blutvergiftung ist schmerzhaft und lebensgefährlich. Erste Anzeichen sind rote Längsstreifen am Arm. Behandelt wird mit Antibiotika, - und zwar schnellstmöglich!

Tollwutgefahr?
Kann man vom Biss einer Katze Tollwut bekommen (die immerhin tätlich ist!)? Im Prinzip ja. Aber nur, wenn die Katze selbst mit dem Tollwut-Erreger infiziert ist. Das ist so gut wie ausgeschlossen bei einer reinen Wohnungskatze und natürlich auch, wenn die Katze wirksam gegen Tollwut geimpft ist.

Gibt es die sogenannte "Katzenkratzkrankheit"?
Man möchte meinen, das wäre eine Art Katzenphobie, die sich in mehr oder weniger eingebildeten Beschwerden beim Anblick einer Katze äußert, aber leider ist es nicht so. Es gibt wirklich Fälle echter Erkrankung aufgrund eigentlich harmloser Kratzer. Folgende Geschichte mag das beispielhaft erhellen. Ein siebenjähriger Junge wurde von seiner Mutter ins Krankenhaus gebracht, weil er Schmerzen unter dem linken Arm hatte. Bei der Untersuchung wurde eine Schwellung in Hühnereigröße gefunden. Ansonsten war der Junge gesund und hatte auch keine Verletzung. Die Frage des Arztes nach einer Hauskatze wurde verneint. Nach intensiverer Nachfrage jedoch erinnerte sich der kleine Patient, dass er ungefähr drei Wochen vorher mit einer Käte gespielt hatte und auch etwas gekratzt worden war. Diese Mitteilung war für die Anamnese von großer Wichtigkeit, erübrigten sie doch kostspielige Tests. Für den Arzt war klar, dass der Junge, nachdem er gekratzt worden war, das sogenannte Katzenkratzfieber bekommen hatte, eine Erkrankung der Lymphknoten (Drüsen unter dem Arm, im Hals und an anderen Körperstellen). Bei der körpereigenen Abwehr gegen Infektionen sind die Lymphdrüsen maßgeblich beteiligt. Werden sie überaktiv, schwellen sie an - wie in diesem Fall sogar extrem. Die korrekte Diagnose der Katzenkratzkrankheit ist für den Patienten u.U. von großer Bedeutung. Die Anzeichen dieser vergleichsweise harmlosen Erkrankung sind nämlich dieselben wie die von gewissen, sehr schlimmen Erkrankungen. So bleiben dem Patienten, bzw. seinen Angehörigen, unnötige Sorgen erspart. Wenn dann noch, wie hier, die Diagnose gleich zu Beginn per Gespräch zum Vorschein kommt, braucht viel Geld und Mühe für komplizierte Tests nicht aufgewendet zu werden. Das Bakterium, welches die Katzenkratzkrankheit verursacht, ist extrem klein und kann deshalb unter dem Mikroskop kaum ausgemacht werden. Außerdem ist es im Labor nur schwer zu kultivieren. Vielleicht liegt es daran, dass die Erkrankung noch wenig erforscht ist. Sie kommt verhältnismäßig selten vor. Als Gegenmittel werden verschiedene Antibiotika verabreicht.

Zusammenfassung
Kratzer von Katzen sind in aller Regel harmlos und brauchen nur örtlich aus der Hausapotheke versorgt zu werden. Katzenbisse dagegen, auch solche, die zunächst ganz unbedeutend aussehen, müssen immer sofort ärztlich behandelt werden. Treten nach Kratzern ungewöhnliche Beschwerden auf oder besteht kein Impfschutz gegen Tetanus, ist es erforderlich, den Arzt aufzusuchen.

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